Die alte Hammerschmiede wurde mitsamt dem dazugehörigen Grundbesitz gekauft. Genau nach Plan kamen am 7. und 25.November die Dynamomaschine und die Turbine in Weißach an. Die Energiequelle Elektrik trat auch im Tegernseer Tal ihren Siegeszug an; gespeist vom Wasser der Weißach, das am Oberhofes Wehr in den Mühlbach abgeleitet wird und nach Umbau der alten Weißach-Sägmühle pro Sekunde zwei Kubikmeter Wasser über ein Gefälle von 6,20 Meter in die Turbinen jagte. Das erbrachte eine mittlere Leistung von 125 Pferdestärken.
1905
Schon bald reichten die vorhandenen Maßnahmen nicht mehr aus, um den rasant steigenden Strombedarf zu decken. Das Laufrad der Weißach-Turbine wurde 1905 gegen eine verbesserte Konstruktion ausgewechselt und damit die Leistung auf 180 PS bei maximalem Wasserangebot gesteigert.
1908
In Wiessee, das damals noch nicht “Bad” war, werkelte seit 1903 ein Dieselmotor mit Rohöl aus den Vorkommen in Rohbogen von Alois Wiedenbauer und lieferte Strom für Teile der Ortschaft. Auch dort wurde es eng. Wiedenbauer, der auch die Wassernutzungsrechts am Sollbach besaß und ein Ausbauprojekt vorweisen konnte, wollte an die Miller’sche Gesellschaft verkaufen. Carl Miller ließ nachrechnen und übernahm Weinbauers Anlagen und Rechte. Bereits 1908 war das zweite Wasserkraftwerk zur Stromversorgung im Tal fertig: Das Söllbachwerk. Seine Daten: 180 Sekundenliter Wasser, 39 Meter Gefälle über ein Druckrohr, zwei Francis-Turbinen mit Generatoren. Leistung 320 PS. Eine in Rekordzeit vollbrachte Meisterleistung mit einem Oberwasserkanal, 436 Meter Stollen und stattlichem Maschinenhaus. Am 3. Januar 1909 ging das Werk ans Netz.
1927
Einbau des 1. Dieselmotors (500 PS) im Weißach-Werk. Dabei wurde die Dampfmaschine nach über 30 Jahren außer Betrieb genommen und das Netz vom Einphasen- auf das Drehstrom-System umgestellt. Zur Leitungsabspannung wurde auf das Weißach-Werk ein Turm mit Blitzschutzanlage gebaut.
1950
Auswechslung der Turbine im Weißdachwerk, Neuinstallierung des alten Generators mit Getriebe. Leistungszuwachs von 85 kW auf 115 kW.
1956
Das E-Werk erwirbt die “Weißachmühle” von Max Bachmeier, dem letzten Mühlenbetreiber im Tal. Gegründet 1346 vom Kloster Tegernseer, diente die Mühle zuerst der Malzbrecherei (schon damals wurde im Kloster Bier gebraut). Nach dem Erwerb und Umbau speiste das Laufwasserkraftwerk Weißachmühle mit einer Nennleistung von 35 kW in das Versorgungsnetz bis zu seinem Verkauf 1995 ein. Die Weißachmühle wird nach 650 Jahren am 8.7.1997 abgebrochen.
2003
Inbetriebnahme der neuen Turbinenanlage im Söllbachwerk. Eingebaut wurde eine horizontalachsige Diagonalturbine der Firma Gepest aus Hall in Tirol mit einer Leistung von 270 kW. Die neue Turbine erreicht nicht nur einen deutlich besseren Wirkungsgrad als ihre beiden rund 60 Jahre alten Vorgängerinnen, sondern ist auch leiser und kommt mit niedrigeren Wasserständen ausgezeichnet zurecht. Die neue Turbine produziert pro Jahr rund 1,2 Mio. Kilowattstunden Strom aus Wasserkraft, was zur Versorgung von etwa 420 Haushalten – mit je drei Personen – reicht.
2010
Im Vorfeld der Modernisierung des Weißachwerks beginnt der Bau einer Wanderhilfe für Gewässerorganismen, auch Fischtreppe genannt. Das ökologische Vorzeigeobjekt ermöglicht es insbesondere der – in ihrem Bestand stark gefährdeten – Seeforelle, das Kraftwerk flussaufwärts bzw. abwärts zu umgehen und so zu den Laichplätzen im Oberlauf der Weißach zu gelangen. Die Fischtreppe überwindet, bei einer Gesamtlänge von rund 75 m und mit 39 Ruhebecken, einen Höhenunterschied von 6 Metern.
2011
20% mehr Energieausbeute bei 95% weniger Lärm sind zwei der Eckdaten der innovativen Dive-Turbine, die im Weißach-Werk in Betrieb genommen wird. Die Dive-Turbine ist für kleine und stark wechselnde Wassermengen ausgelegt. Für die Entwicklung der Dive-Turbine wurde der FELLA Maschinenbau GmbH aus Amokbach im Jahre 2009 der Umweltpreis der bayerischen Landesstiftung für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes verliehen. Die neue Turbine produziert pro Jahr rund 830.000 Kilowattstunden Strom aus Wasserkraft, was zur Versorgung von etwa 280 Haushalten – mit jeweils 3 Personen – reicht.